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Erhellendes zum Thema Sonnenfinsternis

Das Dunkel vor der Linse

Photographische Dokumentation der Sonnenfinsternis am 11. August 1999

Achim Gandorfer
Institut für Astronomie
ETH Zürich

Die Beobachtung einer totalen Sonnenfinsternis ist für eine bestimmte Region auf der Erde ein sehr seltenes Ereignis. Aus diesem Grund ist der Wunsch, dieses Schauspiel mitzuerleben, sehr gross, genauso wie der Wunsch nach einer persönlichen photographischen Dokumentation.

Dabei sollte jedoch klar unterschieden werden zwischen beiden angesprochenen Betrachtungsweisen. Dem technischen "Festhalten" des Augenblicks auf der einen Seite steht das rein gefühlsmaessige "Erleben" gegenüber.

Jeder sollte sich rechtzeitig Gedanken machen, welchem Aspekt er den Vorzug geben will. Natürlich ist es eine grosse Herausforderung, ein solch schwieriges Lichtspiel, wie es die verschiedenen Phasen der Finsternis bieten, zu Film zu bringen, und dementsprechend gross ist die persönliche Befriedigung, wenn das Vorhaben erfolgreich war. Doch ist dabei das Erlebnis Sonnenfinsternis erheblich eingeschränkt! Die Konzentration auf die Technik und der dadurch anfallende Stress lassen ein Geniessen der Finsternis - vor allem der letzten Sekunden vor der Totalitaet - nicht zu.

Ausserdem: Wer eine totale Finsternis miterlebt hat, dem wird der Anblick sowieso unauslöschbar in der Erinnerung haften bleiben. Trotzdem: Wer photographieren will sollte die folgenden Ratschlaege befolgen. Diese Ratschlaege sind eher für "Beginner", Sonnenfinsternisexperten haben wahrscheinlich ihre eigenen Geheimrezepte....

1. Wie bei allen Arten der Beobachtung gilt: NIEMALS mit IRGENDEINEM optischen Geraet in die Sonne blicken, AUCH NICHT WAEHREND DER PARTIELLEN PHASE!!!!!!!!!

2. Für eine ernsthafte photographische Aufnahme der Finternis braucht man eine Spiegelreflexkamera mit Wechselobjektiven, oder eine hochwertige Messsucherkamera, ebenfalls mit Wechseloptik. Kompaktkameras sind für die Finsternis selbst nicht geeignet, bieten aber die Möglichkeit, die Begleitumstaende des Ereignisses zu dokumentieren, z. B. das Herannahen der Daemmerung, Schattenspiele, oder einfach andere staunende Zuschauer.

3. Zum direkten Photographieren der Finsternis: Die Lichtverhältnisse während der einzelnen Phasen der Finsternis ändern sich ständig. Partielle und totale Phase unterscheiden sich buchstäblich wie Tag und Nacht. Das Einstellen der richtigen Blenden und Belichtungszeiten muss manuell erfolgen können, eine Belichtungsautomatik wird in den meisten Fällen versagen. Der Autofokus ist meist überfordert. Für Aufnahmen der totalen Phase ist ein Stativ notwendig.

4. Wahl der Brennweite: Als Faustregel gilt: 1m Brennweite gibt 1cm Sonnendurchmesser. D.h. für Aufnahmen des sog. Diamantringes, der kurz vor der Totalität aufblitzenden intensiv rot leuchtenden Cromosphaere, ist ein Spiegeltele mit mindestens 500 mm Brennweite notwendig. Für Aufnahmen der sich über mehrere Sonnenradien erstreckenden Korona kann die Brennweite tiefer liegen, 250-400 mm sind aber auch hier anzuraten. Diese Angaben gelten für Kleinbildphotographie (24x36mm). Für Mittelformat müssen die Brennweiten entsprechend grösser gewählt werden.

5. Wahl des Filmmaterials: Ein Tageslichtfarbfilm im Empfindlichkeitsbereich 100-400 ASA sollte mit allen Situationen zurechtkommen. Es ist nicht sinnvoll, am Filmmaterial zu sparen. Die unterschiedlichen Beleuchtungsverhaeltnisse um die totale Phase sind schwierig einzuschätzen und erfordern Belichtungsserien mit verschiedenen Belichtungszeiten. Lieber EIN gutes Bild auf drei verschossene Filme als gar kein gutes Bild!

6. Photographieren der partiellen Phase erfordert zusätzliche Massnahmen. Die Flächenhelligkeit der Sonnenscheibe wird durch den fortschreitenden Mond NICHT verändert! Nur die Grösse der sichtbaren Scheibe wird beeinflusst. Der Mond wirkt hier technisch gesprochen als Bildfeldblende, nicht als Aperturblende. Da insgesamt weniger Licht die Erde erreicht, könnte man den Eindruck bekommen, der Blick in die schmale Mondsichel sei jetzt harmlos. Das ist nicht richtig. Die partielle Phase kurz vor Totalität ist deshalb die gefährlichste! Die Tatsache, dass die Flächenhelligkeit der sichtbaren Sonnensichel sich nicht von der der unabgedeckten Sonne unterscheidet, hat für den Photographen den Vorteil, dass er das Photographieren der partiellen Phase schon lange vor der Finsternis üben kann, z. B. bei Sonnenfleckenaufnahmen. Dabei muss das Objektiv immer mit einer lichtdämpfenden Folie ("Mylar-Folie") abgedeckt werden. NIEMALS darf man mit dem Auge in den Sucher der Kamera blicken, solange der Photoapperat nicht mit Filtern gegen die Sonnenstrahlung abgedeckt ist. Das Filter ist immer zwischen Sonne und Kamera, nie zwischen Kamera und Auge zu befestigen. Belichtungszeiten hängen hier sehr stark vom verwendeten Filter ab, deswegen sollte man rechtzeitig vor der Finsternis einige Probeaufnahmen und Belichtungsserien machen.

7. Nicht vergessen, das Filter vor der Totalität wieder wegzunehmen (wird oft im Stress vergessen).

8. Wer ernsthaft daran interessiert ist, am 11. August zu photographieren, dem sei noch ein Blick in das Buch "Sternenhimmel 1999" empfohlen, das im Buchhandel erhältlich ist. Hierin finden sich nicht nur Hinweise zum Photographieren der Finsternis, sondern auch viele andere interessante und nützliche Daten zu allen Aspekten der Finsternis.


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Last update: 15-jul-1999 (jl) / Sonnenfinsternis-Verantwortlichkeiten
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